Crowdfunding funktioniert!
Bereits 2013 wurden alleine in den USA durch Crowdfunding knapp 6 Milliarden USD Investitionsvolumen geschöpft. Für diese Summe wurde kein bis kaum neues Geld generiert, die Geldmassen wurden lediglich nur innerhalb der Realwirtschaft verschoben. Es handelt sich hierbei mehr um eine Evolution des Financing, als des Investments. Das möchte ich kurz erläutern:
Die meisten Crowdfunding Angebote sind rewarded-based (Belohungsbasiertes Crowdfunding) und weniger equity-based (Beteiligungsbasiertes Crowdfunding) oder debt-based bzw. crowd-lending basiert (Kreditgeschäfte über die Crowd). Es wurden mehrheitlich Firmenprojekte und Produkte auf beiden Seiten durch direkten Austausch von Gegenleistungen „rewards“ finanziert. Es wurden also keine fiktiven Werte geschaffen, die überwiegend auf Markenversprechen beruhen, so wie das oft an der Börse der Fall ist. Diese Tatsache ist gut und sehr wichtig, sie beweist, dass die Realwirtschaft auch ohne die Kapitalwirtschaft und Giralgeldschöpfung aus dem Nichts existieren und funktionieren kann. Alle Teilnehmer haben ihr Produkt unmittelbar finanziert, und weniger in eine Firma investiert. Auf dem hier umlaufenden Geld lastet keine weitere Schuld oder Forderung.
Finanzierung vs. Investition | Crowd vs. klassicher Kapitalmarkt
Man hört immer mehr über diverse Crowdfundingplattformen, unter anderem Kickstarter.com und Indiegogo. Die meisten Leute verwechseln diese Portale mit tatsächlichen Investitionen in Unternehmen oder Projekte. Um community-basiertes Crowdfunding, und „debt-based“ Crowdfunding (Kreditvergabe) im Vergleich zum klassischen aktienbasierten Crowdfunding zu verstehen, müssen Sie zunächst die vier Grundtypen des Crowdfundings und ihre wesentlichen Prinzipien kennen:
spendenbasiertes crowdfunding
rewarded-based crowdfunding
2.) Das „rewarded-based“ Belohungsbasierte- Crowdfunding
hat sich auf vielen etablierten Plattformen durchgesetzt. Aufgrund seiner Klarheit ist es eine der beliebtesten und am weit verbreiteten Versionen bis heute. Hier suchen Einzelpersonen und Unternehmen Beiträge, um ein neues Produkt zu entwickeln und auf den Markt zu bringen. Dies funktioniert erfolgreich mit Filmen, Büchern, Kunstprojekten und neuen Technologie- oder Produktideen, die Startkapital benötigen. Es muss klargestellt werden, dass die Beitragszahler unter den belohnungsbasierten Kampagnen keine Anteile an den Unternehmen erhalten, sondern eine Dankeschön (z.B. eine einmal entwickelte Version des neuen Produkts, ein T-Shirt oder eine DVD-Version von ein Film usw.) Konzepte mit interessanten und direkt verkäuflichen Produkten lassen sich mit geschickten Marketing über diese Plattformen leicht finanzieren. Wer aber komplexe Projekte und langfristige Investitionen finanzieren will wird auf diesen Portalen nicht glücklich werden.
Die stärksten Plattformen
Kickstarter.com und Indiegogo.com können beide als Marktführer betrachten werden. Beide Portale sind prinzipiell reward-based, also Belohungsbasierte Crowdfunding-Plattfformen, die sich trotzdem in ihren Konzepten wesentlich unterscheiden. Kickstarter benutzt eindeutig das Belohnungsbasierte Prinzip mit dem Ziel eine Mindest-Finanzierungssumme in einer festgelegten Zeit zu decken, dabei ist das Finanzierungsvolumen nach oben hin immer offen. Manche Kampagnen erreichen ein tausendfaches ihres Finanzierungsziels. Oft steckt hinter solchem Erfolg ein strategisches Verkaufskonzept und professionelles Marketing. Bis die frei festgelegte Finanzierungshürde nicht erfolgreich gedeckelt / gebaked / finanziert ist entsteht für beide Seiten kein Risiko.
Bei IndieGogo herrscht mehr Freiheit und Flexibilität im Umgang mit den Projekten, dies ermöglicht dort ebenfalls das equity-based Prinzip. Hier können Unterstützer und Anleger ebenfalls Anteile an einem Projekt erwerben, die Projekte müssen nicht Zeitlich begrenzt oder durch eine Mindestsumme abgesichert sein. Der Projektbetreiber/ Founder bekommt in jedem Fall das gesponserte Geld. Die Vertragsfreiheit der Plattform ermöglicht komplexere Absprachen und Angebotsverfahren zwischen Supportern und Foundern/ Producer.
Im deutschsprachigem Raum zählt Startnext zur reichweitenstärksten Plattform.
Equity-based crowdfunding
3.) Equity based-Crowdfunding
Aber auch für komplexere und langfristige Projekte haben sich Crowdfunding-basierte Finanzierungskonzepte entwickelt:
Beim Equity based-Crowdfunding sammeln Unternehmen Kapital durch Investoren, die im Gegenzug Anteile/ Aktien des Unternehmens erhalten. Equity-basiertes Crowdfunding hat unter anderem mit dem JOBS Act in den USA und anderen Lockerung von Vorschriften durch Aufsichtsbehörden auf der ganzen Welt immer mehr Aufmerksamkeit und Akzeptanz erregt, nun sind die Voraussetzungen geschaffen, die Crowdfunding für Eigenkapital erlauben. Im Rahmen dieser Finanzierungsmöglichkeit wurden bereits große Beträge investiert, Das Investitionsvolumen in dieser Finanzierungsart wird in den nächsten Jahren voraussichtlich weiter wachsen werden. Beispiele für solche Portale sind:
Crowd-lending
4.) debt-based Crowdfunding oder auch Crowd Lending
(Schuldenbasiertes Crowdfunding) Hier sind Kreditgeber in der Lage, benötigte Mittel als Fremdfinanzierung bereitzustellen, und der Kreditgeber erhält ein Schuldversprechen, das Zinserträge bringt. Beispiele für diese Art von Crowdfunding/lending-Portalen sind: Prosper, Funding Circle, LendingClub AUXMONEY
Was ist also der Unterschied zwischen Crowdfunding für Eigenkapital und Kreditvergabe durch Crowdfinancing, warum gibt es hier Verwirrung?
Die größte Verwirrung herrscht über die Arten von Crowdfunding, wie oben kurz erläutert. Selbst die Medien haben diese in der Vergangenheit verwechselt. Im Allgemeinen werden Schulden bzw. Kreditvergabe basierte und Tausch/ Finanzeirungs basierte Crowdfunding-Konzepte in eine Schublade gesteckt und generell als Crowdfunding bezeichnet. Sie werden fälschlicherweise zusammengelegt, weil sowohl Crowd- Credit- Financing (debt crowdfunding/ crowd lending), als auch Crowdfunding als equity-based in gleicher Weise reguliert werden, während die Spenden- und Prämien-basierten Modelle nicht reguliert sind.
Aufsichtsbehörden auf der ganzen Welt haben Regeln, um den Verkauf von Wertpapieren für eine lange Zeit zu regulieren. Da sowohl die Eigenkapital- als auch die Fremdkapitalfinanzierung unter den Begriff der Sicherheit von Geldanlagen fallen, müssen sie reguliert werden, um die Öffentlichkeit vor Betrug und Betrügern zu schützen. Aus diesem Grund hat die Entwicklung des Crowdfunding von Unternehmensanteilen und Schuldtiteln weltweit länger in Anspruch genommen, da die Aufsichtsbehörden ihre lokalen Geldwäscherichtlinien, Wertpapiervorschriften und die Unternehmensgesetzgebung revidieren mussten, um die Crowdfunding-Finanzierung von Wertpapieren zu ermöglichen.
Als Investor in Equity- oder Debt- based Crowdfunding investieren Sie in eine Sicherheit des Unternehmens. Durch Equity-Crowdfunding erhalten Sie Unternehmensanteile für Ihre Investition in der Hoffnung, dass das Unternehmen Ihnen eine Dividende auf Ihre Aktien aus den Gewinnen des Unternehmens zahlt, oder Sie erwarten, dass das Unternehmen bis zu einem Punkt wächst, wo Sie schließlich Ihre Aktien zu einem höheren Preis verkaufen können. Im debt-based Crowdfunding investieren Sie auch in die Sicherheit eines Unternehmens oder eines Projektes (nämlich in ein Schuldinstrument individueller Art), bei dem Ihr Ziel ist, Ihr Geld an das Unternehmen mit einer festen Kreditlaufzeit zu verleihen und das Unternehmen zahlt Ihnen einen bestimmten Zinssatz während der Laufzeit des Darlehens.
Es gibt verschiedene Arten von Schuldtiteln, die den Anlegern zur Verfügung stehen. Einige erlauben die Umwandlung in Stammaktien, so dass die Anleger das potenzielle Aufwärtspotenzial des Unternehmens haben, während sie konstante Zinszahlungen erhalten, während andere direkt verzinsliche Wertpapiere sind. Es gibt besicherte und unbesicherte Schuldtitel. Alle diese Faktoren sowie das mit dem Investment verbundene Risiko beeinflussen die Zins- und Wandlungsrechte (falls vorhanden).
Debt-based Crowdfunding ist sehr attraktiv für diejenigen Anleger, die eine feste Rendite wünschen, was die Finanzplanung erleichtert. Traditionell werden Schuldtitel, die gegen das Gesellschaftsvermögen abgesichert sind, als weniger risikobehaftet angesehen und bieten daher eine niedrigere Zinsrendite als die unbesicherten Varianten.
Es sollte angemerkt werden, dass, obwohl Fremdkapitalinvestitionen als risikoärmer angesehen werden, die Portale immer noch die gleiche Sorgfaltspflicht haben müssen, wie dies bei Investitionen in Aktien der Fall wäre. Sie müssen auch die Fähigkeit des Unternehmens bewerten, den Tilgungsplan für die Investoren zu erfüllen.
ICO-Initial Coin Offering

5.) ICO = Initial Coin Offering
In der Welt der Kryptowährungen gibt es ein neues Finanzierungsmodell: Initial Coin Offering (ICO).
Diese Finanzierungsform steckt zwar noch in den Kinderschuhen, sorgt aber bereits für viel Furore. Immer wieder tauchen Meldungen über neue Crowdfunding-Rekorde auf, weil bei einem ICO innerhalb kürzester Zeit dreistellige Millionenbeträge für Technologie-Startups über die Crowd eingesammelt werden. Doch was steckt hinter dem Hype um das ICOs? Und kann es die Bereiche Crowdfunding und Crowdinvesting voranbringen?
Initial Coin Offering (ICO): Was steckt dahinter?
Ein Initial Coin Offering (ICO) ist die Verbindung von Crowdfunding bzw. Crowdinvesting mit dem Prinzip der Blockchain. Es ist damit wörtlich angelehnt an das englische Wort für Börsengang, Initial Public Offering (IPO), was fälschlicherweise suggeriert, ein ICO sei vergleichbar mit einer Aktienemission. Doch bei einem ICO werden keine Unternehmensanteile im klassischen Sinn zum Kauf angeboten, sondern digitale Münzen einer Kryptowährung (sogenannte Tokens). Diese Tokens sind ein Art digitaler Wertcoupons. Investoren kaufen sie entweder mit einer bereits etablierten Kryptowährung (z.B.: Bitcoin) oder mit einer klassischen Fiat-Währung (z.B.: Dollar, Euro oder Yen). In den meisten Fällen dienen die Tokens der Finanzierung eines dahinter liegenden Projekts. Dabei handelt es sich meist um Software-Projekte, die auf der Blockchaintechnologie basieren. Nach dem ICO werden die Tokens als neue Kryptowährung auf den gängigsten Plattformen und Börsen öffentlich gehandelt. Die als gängigste Plattformen individuell gewählten Tauschbörsen nehmen in diesen Fall die Rolle einer Börsenaufsicht, einer Ratingagentur und eines Wertpapierhändlers gleichzeitig ein. Genau wie an der Börse – überwiegend im Kapitalmarkt – permanent und skrupellos gelogen und manipuliert wird, kann man auch hier diese Gefahren nicht ausschließen. Alleine die Tatsache, das eine neue virtuelle Form von Geld als Unternehmensanteile aus etablierten nationalen Währungen geschöpft wird ist mit einer gewissen inflatären Gefahr behaftet. Denn solange das zu finanzierende Projekt als Insellösung mit seiner Crowd nicht Autark ist und nationale Währungen noch eine Rolle spielen und die Tauschbörsen im Hintergrund ihre Transaktionsgeschäfte durch Kapitalmarkttransaktionen/ Devisengeschäfte absichern besteht immer die Gefahr eines Fallbacks. Aus diesem und noch anderen Gründen haben daher viele Plattformen den Bitcoin als Hauptgegenwährung etabliert aber Ether vom Ethereum Netzwerk ist auf dem Vormarsch. Die aus jetzigem Wissensstand zukunftsträchtigste Infrastruktur bringt allerdings IOTA mit.
Investoren erhalten durch ein ICO so die Möglichkeit, in eine Kryptowährung bzw. Unternehmenskonzept einzusteigen, noch bevor diese öffentlich gehandelt wird. Ist das finanzierte Projekt später erfolgreich, steigt auch der Wert der Tokens rasant an. Dabei sollte man beachten und bedenken, das der Wert der Coins nicht immer mit dem Unternehmenserfolg linear einhergeht. So kann es passieren, das aufgrund von Aussagen irgendwelcher Influencer und anderer Autoritäten der Wert der Investition rasant steigen und auch fallen kann. Das bei Börsengängen viel versprochen wird, das kennen wir ja von Facebook. Der sogenannte Hype-Faktor ist für die meisten Teilnehmer und auch für das Start-Up selbst eine unberechenbare Komponente. Und genau wie bei der Teilnahme an der Börse ist der Anstieg von Aktienwerten nicht immer von Vorteil für das einzelne Unternehmen und seine Beteiligten. Wir können bei ICO´s zwischen 2 Typen Investoren unterscheiden: Diejenigen, die die Unternehmung direkt unterstützen wollen und eventuell auch Nutznießer der resultierenden Technologie sind. Und der Typ Investor, der ausschließlich sein eingesetztes Kapital höchstprofitabel verzinsen/ vermehren möchte, darunter fallen eindeutig die Raubkapitalisten. Diese können Förderlich sein, aber auch brandgefährlich als unberechenbare Komponente. Ist die Beziehung zwischen den Tauschbörsen und dem ICO- Start-Up gut, kann man zur Sicherung eine Trägheit installieren bzw. simmulieren.
ICOs werden derzeit ausschließlich von Startups aus dem Technologiesektor genutzt, um strikte Regulierungen im Finanzmarkt zu umgehen. Sie stellen zunächst, ähnlich wie beim Crowdfunding oder Crowdinvesting auch, ein Pitchdeck vor, in dem sie beschreiben, welches Problem sie lösen und wie sie dorthin gelangen wollen. Dann legen sie ein Finanzierungsziel fest, in dem sie erklären, welche Finanzmittel sie benötigen, um das Projekt zu realisieren.
Häufig ist die Menge der offerierten Tokens begrenzt, so dass ein ICO genau wie ein Angebot von Unternehmensanleihen überzeichnet sein kann, wenn die Nachfrage höher ausfällt als das Angebot. Die Gründer behalten, genau wie beim Crowdinvesting auch, einen Teil der Tokens für sich. Sie haben so einen starken finanziellen Anreiz, ihr Projekt zum Erfolg zu führen. In den meisten Fällen basiert das Geschäftsmodell auf der Verwendung der jeweiligen Blockchain basierten Technologie. Der langfristige Erfolg hängt also auch von der Akzeptanz des Geschäftsmodells und der einhergehenden Anzahl der Nutzer ab.
Eine weitere Gemeinsamkeit mit Crowdfunding und Crowdinvesting: Wenn ein ICO das Finanzierungsziel verfehlt, gilt die Kampagne als gescheitert und die Investoren erhalten ihr Geld zurück.
Während klassische Börsengänge (IPOs) mit ihrem Verkauf von Unternehmensanteilen dem Crowdinvesting näher sind, sind ICOs dem Crowdfunding ähnlicher. Denn die Unterstützer der ersten Stunde sind oft von der Idee überzeugt. Die Rendite ist nicht das ausschlaggebende Argument für sie, denn dafür ist es zu spekulativ. Auch die Startups, die auf ICOs setzen, sprechen nicht selten von einer Spende statt von einem Investment, dass nach Ablauf einer gewissen Frist mit einer Verzinsung zurückgezahlt wird. ICOs sind häufig eng verknüpft mit einer technologischen Entwicklung, die aus dem Bereich der Kryptowährungen stammt: Blockchain.
Initial Coin Offering (ICO): Was ist die Blockchain?
Die Blockchain ist eine neue Technologie im Softwarebereich. Sie wurde zuerst entwickelt, um die Kryptowährung Bitcoin zu ermöglichen. Es handelt sich dabei um eine dezentrale, fälschungssichere, verteilte Datenstruktur (Englisch: „distributed ledger“), in der Informationen aller Art in Datenblöcken gespeichert werden. Man unterscheidet zwischen öffentlichen Blockchains, die jedem Internetnutzer offenstehen, und privaten, die nur für einen privaten Nutzerkreis zugänglich sind. Der Name stammt von den Datenblöcken, aus denen die Datenkette besteht. Jeder neue Eintrag wird als Block an die bestehende Kette angefügt. Bei öffentlichen Blockchains sind diese Datenblöcke für jeden Nutzer einsehbar, was die Transparenz im Falle von Änderungen des Datensatzes erhöht. Jeder Nutzer kann sofort sehen und zurückverfolgen, was in dem Netzwerk geschieht. Neben Transparenz ist die Blockchain für ihre Effizienz und ihre Sicherheit bekannt. Denn die verteilte Datenstruktur befindet sich nicht auf einem einzigen Rechner, sondern auf den Computern aller Teilnehmer. Durch die so geteilte Rechenleistung des Netzwerks werden, ähnlich wie bei einer Cloud, die Kosten für eine Rechenoperation stark gesenkt. Außerdem ist sie so gegen Manipulationsversuche geschützt, denn Fälscher müssten, wenn sie einen Datenblock manipulieren wollten, auch alle darauf folgenden Datenblöcke ändern. Dafür bräuchten sie mehr Rechenleistung als alle Teilnehmer des Netzwerks zusammen haben – ein ziemlich aussichtsloses Unterfangen.
Diese Technologie hat viele verschiedene Anwendungsgebiete. Der Schwerpunkt liegt derzeit bei Finanztransaktionen in Form digitaler Währungen wie Bitcoin. Die verteilte Datenstruktur hat hier die Transaktionskosten drastisch gesenkt und grenzübergreifende Zahlungen in Sekundenschnelle ermöglicht. Alle Transaktionen sind in der Blockchain festgehalten und für jeden Nutzer zu jeder Zeit einsehbar. Damit dient sie als eine Art dezentrales Kassenbuch und liefert den Nachweis, dass eine Transaktion tatsächlich durchgeführt wurde.
Im Bereich der Finanztransaktionen finden auch die meisten Blockchainprojekte statt. So plant etwa das große Clearing-Haus DTCC einen Großteil seines Derivategeschäfts auf die neue Technologie umzustellen. Und auch die Deutsche Bank sieht in der Blockchaintechnologie einen „Paradigmenwechsel im vorherrschenden Finanzsystem“ und „eine der ersten wirklich disruptiven Ideen aus dem Fintech-Bereich“, wie aus einem Bericht des manager magazins hervorgeht.
Doch die Anwendung ist nicht nur auf Finanztransaktionen beschränkt, sondern lässt sich auf alle Bereiche ausdehnen, in denen Transparenz und Rückverfolgung einen hohen Stellenwert haben. Das können Urheberrechte an Musik, Fotos oder Texten sein, aber auch Eigentumsrechte von Immobilien, Rohstoffen oder Unternehmensanteilen. Über die Blockchain könnte jeder Marktteilnehmer einfach nachverfolgen, bei wem die Rechte liegen oder wer sie gerade erworben hat.
Welche Risiken haben ICOs für Investoren?
Für Investoren birgt diese Form der Kapitalanlage einige Risiken. Zunächst einmal: Wer Kryptowährungen kauft, spekuliert. Und zwar darauf, dass die zugrunde liegende Technologie Erfolg hat. Dazu ist der Bereich komplett unreguliert und wird auch genau aus diesem Grund von Tech-Startups genutzt. Sie wollen sich nicht mit der teils strikten und komplizierten Finanzmarktregulierung beschäftigen oder können die Kosten dafür nicht tragen.
Einige Beobachter fürchten bereits, dass US-Börsenaufsicht in der ICO-Szene bald mit harten Mitteln durchgreifen könnte. Doch bisher fehlt jeglicher Rechtsrahmen. Für Investoren bringt das ein hohes Maß an Rechtsunsicherheit mit sich. Darüber hinaus zieht jeder Bereich, in dem es ums Geld geht und in dem ein klares Regelwerk fehlt, auch Betrüger an. Das wiederum erhöht die Kosten der Investoren für eine mögliche Due Dilligence. Anderseits bieten ICO`s auch neue attraktive Systemmodelle zur Geldwäsche und Steuervermeidung. Es findet derzeit noch keine Protokollierung von irgendwelchen Kapitalerträgen statt.
Bisher unterscheidet sich die Regulierung eines ICO von Land zu Land sehr stark. In Deutschland gibt es bisher keine Regulierung. Es ist davon auszugehen – und die BaFin-Warnung verdeutlicht das – dass seitens der Aufsichtsbehörden daran gearbeitet wird, hier bald Klarheit zu schaffen. In den USA hat die Börsenaufsicht SEC bekanntgegeben, dass einige ICOs Wertpapierverkäufe sind und damit unter das Wertpapierhandelsgesetz fallen.
In der Schweiz hat die Aufsichtsbehörde FINMA ein wachsames Auge auf den Bereich geworfen. Sie mahnte explizit bei einem ICO die Einhaltung üblicher Prozesse im Bereich Geldwäsche an, auch bekannt als „Know your customer“ (KYC) und „Anti Money Laundering“ (AML). Andere Länder sind noch rigoroser: China und Südkorea haben ICOs komplett verboten.
Darüber hinaus bewegen sich ICOs in einem Graubereich zwischen Crowdfunding und Crowdinvesting. Den Investoren werden keine Renditeversprechen gemacht, oft wird von einer Spende gesprochen und um Unterstützer geworben wie bei einem klassischen Crowdfunding. Doch die Unterstützer der ersten Stunde spekulieren natürlich auch auf Ertrag, denn sie profitieren für ihr Engagement in einer Frühphase über einen starken Kursgewinn der Digitalwährung.
Hier liegt also eine entscheidende Gemeinsamkeit zu Crowdinvesting und Venture Capital. Eine weitere Gemeinsamkeit ist das unternehmerische Risiko. Schlägt das Projekt fehl, sind auch die Tokens am Ende nichts mehr wert. Die Kapitalanlage birgt also das Risiko des Totalverlusts. In den meisten Fällen erhalten Investoren dabei keine Mitspracherechte wie sie etwa mit dem Erwerb von Aktien verbunden sind. Und schließlich spielt auch Cybersicherheit eine immens wichtige Rolle. Das zeigt der Fall des DAO-Hacks. Eine Software-Lücke führte dazu, dass ein unbekannter Hacker dem virtuellen Investmentfonds im Juni 2016 Tokens im Wert von 53 Millionen US-Dollar entwenden konnte. Und das obwohl das DAO-Team eine Cybersecurity-Firma aus Seattle für solche Fälle eingestellt hatte. Doch offenbar war der Täter ein Profi mit tiefen Kenntnissen der Etherum-Programmiersprache. Er missbrauchte eine Funktion, die eigentlich zum Anlegerschutz gedacht war. Diese sah vor, dass Anleger ihre Gelder abziehen konnten, wenn sie mit einer Investitionsentscheidung der DAO unzufrieden waren. Diese Funktion nutzte der Hacker, um Gelder aus dem Fonds abzuziehen. Eine Lücke im Programmcode führte dazu, dass das System nichts bemerkte, bis es zu spät war. Der Fall schlug so hohe Wellen, dass er zu einer Spaltung der Etherum-Gemeinde führte. Um den finanziellen Schaden zu beheben, wurde der Source-Code umgeschrieben – für viele Unterstützer ein absoluter Tabubruch. Seitdem existieren zwei Versionen der Digitalwährung – Ethereum (mit Änderungen im Source-Code) und Ethereum Classic (ohne Änderungen).
Fazit
ICOs sind eine spannende technologische Entwicklung mit dem Potenzial, klassische Finanzierungsformen zu ergänzen. Sie verbinden Ansätze des Crowdfunding und Crowdinvesting (kleine Geldbeträge vieler Investoren, hohe Transparenz) mit moderner Technologie (Blockchain, Kryptowährungen). Für junge Tech-Startups entsteht so eine echte Alternative zur teuren und komplizierten Finanzierung über die klassischen Kapitalmärkte, weil sie sich direkt an technisch-versierte Unterstützer wenden können.
Die Höhe der Finanzierungssummen zeigt dabei, dass es sich durchaus um eine ernstzunehmende Form der Kapitalbeschaffung handelt. Eine aktuelle Datenerhebung der US-Firma The Control zeigt, dass ICOs zwischen April 2016 und April 2017 jungen Tech-Startups mehr Wagniskapital in der Frühphase zur Verfügung gestellt haben als klassiche VC-Investoren. Demnach wurden über ICOs etwa 330 Millionen US-Dollar in Blockchain-basierte Startups investiert, während VCs nur etwa 140 Millionen US-Dollar investierten.
Auch für Anleger können ICOs interessant sein. Das zeigt allein die Tatsache, dass 2017 schon mehr als 180 Millionen US-Dollar in verschiedene ICOs investiert wurden. Ein Jahr zuvor lag dieser Wert noch bei 101 Millionen US-Dollar, wie die Daten des Finanzdienstleisters Smith + Crown zeigen. Auch die Zahl der finanzierten Software-Projekte nimmt rasant zu.
Der Profi-Investor Fred Wilson, Mitbegründer der Venture-Capital-Gesellschaft Union Square Ventures, sieht in ICOs die Zukunft. Wilson, der mit seiner Firma schon in Twitter, Tumblr, Foursquare, Zynga und Kickstarter investiert hat, gilt als früher Unterstützer von Kryptowährungen und sieht in Bitcoin und Ethereum die beiden „größten und disruptivsten Ideen der letzten 10 Jahre“. Wilson traut speziell Ethereum-basierten-ICOs zu, dem Silicon Valley in Sachen Startup-Finanzierung den ersten Platz streitig zu machen. Union Square investierte auch zusammen mit dem namhaften VC Sequoia Capital in den bisher größten ICO für das Startup Protocol Labs, bei dem in gerade einmal vier Wochen 257 Millionen Dollar zusammen kamen. Allein Juni und Juli 2017 haben ICOs mehr Wagniskapital für Startups aus der Frühphase eingesammelt als klassische VC-Fonds, wie die Investmentbank Goldman Sachs herausfand.
Demgegenüber steht das Risiko, denn es handelt sich bei ICOs um eine sehr spekulative Form der Geldanlage. Investoren, die sich nicht mit den Themen Blockchain und Kryptowährungen auskennen, sollten bei ICOs Vorsicht walten lassen. Die Materie ist sehr komplex und es bedarf einiger Zeit, sich in die Hintergründe einzulesen.
Die Zahl der Projekte wächst stetig und so kann es schwer fallen, den Überblick zu behalten und die Spreu vom Weizen zu trennen. Auf diverse Informationsportalen (z.B.: Coinmarketcap, Cryptominded oder ICO-List), Foren (z.B.: Reddit), Marktplätzen (z.B.: Coinbase oder TokenMarket) und Blogs (z.B.: Bitcoinblog, Coindesk oder ICONewsblog) können sich Anleger mit den nötigen Informationen und Anlagetipps versorgen.
Im Endeffekt handelt es sich bei ICOs um eine Form von Wagniskapital. Doch die (noch) fehlende Rechtssicherheit setzt viel Vertrauen und Kenntnis über die Szene voraus und erhöht mitunter die Kosten für eine Risikoprüfung. Im Gegenzug lockt diese Finanzierungsform mit extrem hohen Renditen, wenn das zugrunde liegende Projekt erfolgreich wird. Für risikobewusste Frühphasen-Investoren, die mit einem kleinem Teil ihres Vermögens spekulieren wollen, könnten ICOs eine interessante Alternative darstellen.