Die Batterieproduktion für Elektrofahrzeuge schienen andere bereits unter sich aufgeteilt zu haben: Tesla und China belieferten die Autohersteller rund um den Globus mit ihren Batterien oder zumindest ihren Batteriezellen.
Dabei gibt es in Deutschland seit Jahren eine rege Forschungsszene, die u.a. Lithium-Ionen-Batterien mit einer Lebensdauer von mehr als 10.000 Ladezyklen hervorgebracht hat. Und die Politik hatte sich stets bemüht, den Transfer solcher Forschungsergebnisse in die Anwendung zu beschleunigen. Sie gründete die Plattform Elektromobilität, baute Lehrstühle für Elektrochemie auf und erleichterte die Erforschung von Batterien seit 2008 mit rund 400 Mio. Euro Fördergeldern.
TerraE plant Giga-Fabrik für die Zellproduktion in Frankfurt
Aus einem der geförderten Projekte ist nun ein Unternehmen entstanden: Die TerraE Holding GmbH soll aus den Erkenntnissen des Forschungsprojekts GigaLIB eine Batteriezellproduktion in Frankfurt am Main aufbauen. Das Fertigungskonzept könnte eine Massenproduktion ermöglichen, die bisherige Konkurrenzmodelle in den Schatten stellt. Dafür wird bis zum Jahr 2028 eine Großserienproduktion aufgebaut – Schritt für Schritt mit Fertigungskapazitäten von bis zu 34 GWh/Jahr.
Die Batterieforscherin Nathalie Sick, Juniorprofessorin an der Uni Münster, dürfte es freuen. Sie hatte bereits im Podcast mit Kanzlerin Angela Merkel deutlich gemacht, dass sie eine eigene Zellfertigung in Deutschland oder zumindest Europa wünschenswert fände. Bisher beziehen viele Hersteller ihre Batteriezellen vor allem aus China. Auch einer der Mitgründer von TerraE, das Batterien-Montage-Zentrum BMZ, hatte sich bisher Produktionslinien in Asien gesichert.
Doch nun scheint es so weit zu sein, all die Forschungsgelder zahlen sich aus, zarte Früchte kommen zum Vorschein. „Für die weitere Entwicklung der Elektromobilität und der neuen Zelltypen wäre es wünschenswert, dabei zu sein“, konstatierte Bundeskanzlerin Merkel im Gespräch mit Sick. Und sie sehe gute „Chancen wieder eine moderne Produktion der nächsten Zellgeneration nach Deutschland oder Europa zu holen“.
In Kamenz baut Daimler seine Batterieproduktion aus
Neben der Zellproduktion wächst auch die Batterieproduktion in Deutschland. Im sächsischen Kamenz baut Daimler seinen Gegenentwurf zu Teslas Gigafactory in Nevada aus. Die Deutsche Accumotive GmbH soll mit einer zweiten Produktionsstätte bis Mitte 2018 deutlich mehr Lithium-Ionen-Batterien für Elektro- und Hybridfahrzeuge produzieren. Bisher lieferte das Tochter-Unternehmen des Autoherstellers rund 80.000 Akkus aus, künftig sollen die Batterien für alle E-Modelle von Mercedes und Smart von hier kommen. Die Lessingstadt Kamenz wird damit nach der Fertigstellung über eine der größten Batteriefabriken Europas verfügen. Investitionssumme: rund 500 Mio. Euro.
Damit ist das Werk nicht nur für Deutschland und den Wettbewerbsstatus deutscher Autohersteller wichtig, sondern ein Riesengewinn für Sachsen. Denn mit der neuen Batterieproduktion entstehen wertvolle Arbeitsplätze in der Region. Allein Accumotive wird seine Belegschaft von heute 350 Mitarbeitern mindestens verdoppeln, ließ das Unternehmen wissen. Und die Zulieferer werden folgen.
Batterie entscheidet über den Durchbruch der Elektromobilität
Daimler-Chef Dieter Zetsche begründete den späten Start der Batterieproduktion in Deutschland mit der zugrundeliegenden Technologie: „Jetzt haben wir die technischen Voraussetzungen, Elektroautos zu entwickeln, die dem Verbrenner in puncto Reichweite kaum noch unterlegen sind.“ Die Automobilindustrie stehe deshalb vor einer fundamentalen Transformation.
Sicher scheint eines: Umso mehr Unternehmen in die serienmäßige Batterieproduktion einsteigen und umso schneller der Transfer bestehender Forschungsergebnisse in die Industrie voranschreitet, desto günstiger werden künftig Elektroautos und desto eher gelingt Elektroautos auch in Deutschland der Durchbruch.
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